Network for Transdisciplinary Research

Unser Beitrag zum Umgang mit komplexen gesellschaftlichen Herausforderungen: Wir vernetzen wissenschaftliche Communities, unterstützen transdisziplinäre Karrieren und fördern die Kompetenz- und Methodenentwicklung.

Was ist Transdisziplinarität?

Pluralität der Definitionen

Es gibt viele verschiedene Definitionen von transdisziplinärer Forschung (TDF), da TDF in unterschiedlichen Kontexten und für unterschiedliche Zwecke entwickelt wurde.

 

In der US-amerikanischen Gesundheitsforschung bedeutet Transdisziplinarität zum Beispiel, ein Thema - denken wir an Krebs - von der molekularen Ebene über Gewebe, Organe, Körper und Individuen bis hin zur Gesellschaft zu untersuchen. So können wir lernen, wie die Nachbarschaft, in der eine Person lebt, das Immunsystem der Person beeinflusst, was wiederum einer Krebstherapie hilft oder sie behindert (1). Für andere ist Transdisziplinarität ein Mittel, um eine Brücke zwischen unserer westlichen Denkweise und ganzheitlicheren Formen des Wissens zu schlagen, die wissenschaftliches und spirituelles Denken nicht voneinander trennen (2). 

 

Wir beziehen uns auf ein Verständnis, das in der TDF im Bereich der nachhaltigen Entwicklung verbreitet ist:

 

'Transdisziplinarität ist ein reflexiver Forschungsansatz, der gesellschaftliche Probleme durch interdisziplinäre Zusammenarbeit sowie die Kooperation zwischen Forschenden und außerwissenschaftlichen Akteuren angeht; Ziel ist es, wechselseitige Lernprozesse zwischen Wissenschaft und Gesellschaft zu ermöglichen; die Integration ist die zentrale kognitive Herausforderung des Forschungsprozesses.' (Jahn et al., 2012 (3))

 

Obwohl diese Definition für TDF angemessen ist, werden aufgrund ihrer Kürze weitere zentrale Merkmale von TDF ausgelassen. Zwei solcher Merkmale, die wir für unser Verständnis als zentral erachten, sind die Ergebnisse von TDF und das Design des TDF-Prozesses.

 

Nach Mitchel et al. (2015) (4), muss ein Projekt drei verschiedene Ergebnisräume beeinflussen um als TDF zu gelten: 

  • Es muss eine Verbesserung der Situation des gesellschaftlichen Problems eintreten;
  • Es müssen Artefakte produziert und verbreitet werden, die zu den "Beständen und Flüssen des Wissens" über das gesellschaftliche Problem beitragen;
  • Es muss ein wechselseitiges und transformatives Lernen sowohl für Forschende als auch für Praktiker über das gesellschaftliche Problem geben.

 

Um TDF zu sein, muss nach Pohl et al. (2017) (5) der Prozess der Wissensproduktion so gestaltet sein, dass er: 

  • Die Komplexität des jeweiligen Themas erfasst;
  • Die unterschiedlichen Wahrnehmungen von Praktikern und Praktikerinnen und Forschenden berücksichtigen kann;
  • Abstraktes und fallspezifisches Wissen verknüpfen kann;
  • Deskriptives, normatives und transformatives Wissen für eine nachhaltige Entwicklung entwickelt.

Wir sehen die Zusammenarbeit verschiedener Disziplinen und anderer gesellschaftlicher Akteure und Akteurinnen als Mittel, die auf geschickte Art und Weise eingesetzt werden müssen, um diese Ziele und Ergebnisse zu erreichen. Wir verzichten jedoch darauf, zu definieren, wie viele Disziplinen und gesellschaftliche Akteure und Akteurinnen an einem Projekt beteiligt sein müssen, damit es TDF ist. Die Frage ist nicht, wie viele Disziplinen und gesellschaftliche Akteure beteiligt sind, sondern ob die relevanten Stakeholder und Kompetenzfelder im Projekt vorhanden sind.

 

Autor: Christian Pohl

 

Referenzen

  1. Gerend, M. A. & Pai, M. (2008). Social Determinants of Black-White Disparities in Breast Cancer Mortality: A Review. Cancer Epidemiology Biomarkers & Prevention, 17(11), 2913-2923.
  2. Nicolescu, B. (2010). Methodology of transdisciplinarity – Levels of reality, logic of the included middle and complexity. Transdisciplinary Journal of Engineering & Science, 1(1), 19-38.
  3. Jahn, T., Bergmann, M. & Keil, F. (2012). Transdisciplinarity: Between mainstreaming and marginalization. Ecological Economics, 79, 1-10.
  4. Mitchell, C., Cordell, D. & Fam, D. (2015). Beginning at the end: The outcome spaces framework to guide purposive transdisciplinary research. Futures, 65, 86-96.
  5. Pohl, C., Truffer, B. & Hirsch Hadorn, G. (2017). Addressing wicked problems through transdisciplinary research. In R. Frodeman, J. T. Klein & R. C. S. Pacheco (Eds.), The Oxford handbook of interdisciplinarity: Second Edition (pp. 319-331). Oxford, UK: Oxford University Press.
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